Wöllstein

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Virtuelle Führung zum Wöllsteiner Wasserturm
Wöllstein von oben
(Bild: Timo Schüler)
Die Verwaltung stellt sich vor...
... von links die Beigeordneten Franz-Georg Schopf und Alice Selzer, Ortsbürgermeister Johannes Brüchert und 1. Beigeordneter Michael Kohn.
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Mit der Ausstellung „200 Jahre jüdisches Leben in Rheinhessen“ konnte die Arbeitsgruppe „Gegen das Vergessen“ die Lebensumstände der jüdischen Mitbürger und Mitbürgerrinnen aufzeigen, wie sie sich vor der Zeit des Nationalsozialismus darstellte.

Gerhard Holzer berichtete in seinem Einführungsvortrag über die Entwicklung der jüdischen Bevölkerung in Rheinhessen. Im 19. Jahrhundert lebten über 5000 Juden hier auf dem Land; in über der Hälfte der Dörfer in unserer Gegend wohnten Juden. Zwar reduzierte sich ihre Zahl gegen Ende des Jahrhunderts durch Ab- und Auswanderung, vor allem nach Amerika. 1931 lebten aber noch immer über 2000 Landjuden in Rheinhessen. „Die rheinhessischen Landjuden waren im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gut integriert.

Sie betrieben meist Handel, vor allem mit Vieh und Landprodukten, aber auch mit Dingen des alltäglichen Bedarfs; häufig waren sie Metzger, gelegentlich auch Handwerker; einige erwarben Grundbesitz und Äcker. Sie waren in Vereinen und im gesellschaftlichen Leben aktiv, manche als Gemeinderäte auch im politischen Leben. Selbst der aufkommende Antisemitismus im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts konnte ihrer Stellung in der Gesellschaft wenig anhaben.“, erklärte Holzer in seinem Vortrag.


Von 5830 Stadt- und Landjuden, die 1933 in Rheinhessen noch lebten, verließen 2335 offiziell das Land, etwa 3000 der zurückgebliebenen jüdischen Mitbürger- und Mitbürgerrinnen wurden ermordet. 1942 wurde auch die letzte jüdische Familie in Wöllstein, Familie Kaufmann aus der Eleonorenstraße, deportiert und getötet.


Am Volkstrauertag erfuhren interessierte Menschen bei einer Führung zu den Wohnhäusern und Geschäften der jüdischen Wöllsteiner Vieles über das gute Miteinander in der Zeit vor dem Nationalsozialismus, aber auch über die dramatische Entwicklung in und nach der Reichspogromnacht. Die Arbeitsgruppe konnte dabei auf sehr persönliche Erinnerungen von Zeitzeugen zurückgreifen, die eindringlich deutlich machten, wie schwierig es in der Zeit des Nationalsozialismus wurde, ein Miteinander zu leben.